Berichte
aus dem Schulleben und den Fachbereichen
„Eindrucksvoll – mitreißend – deprimierend – krass – wichtig!“
DAS ANDERE LEBEN. Ein Live-Hörspiel der Autobiographie von Solly Ganor
Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 12 erhielten am 19.09.2024 Gelegenheit, im Großen Saal des Evangelischen Zentrums Teil des Demokratieprojekts der „formation d 451“ unter der Leitung des bekannten deutschen Schauspielers Thomas Darchinger zu werden. Der Bayerische Rundfunk berichtete über die Veranstaltung am 30.9.2024 mit einem Beitrag in der „Frankenschau“, der über die ARD-Mediathek abrufbar ist.
Die Kompagnie möchte mit dem „Live-Hörspiel […] die Konsequenz einer vollständigen Abwesenheit unserer Werte hautnah erlebbar [machen]. Anhand der Geschichte eines Diktatur-Opfers.“ Gemeint ist der Holocaust-Überlebende Solly Ganor (1928 – 2020), der als Dreizehnjähriger auf der Flucht der Familie vor dem deutschen Vormarsch in Litauen seinen älteren Bruder verlor und 1941 in das Ghetto Kaunas gezwungen wurde. Mit dem Vormarsch der Roten Armee verschleppte die SS Solly Ganor zusammen mit seinem Vater im August 1944 von Kaunas in das KZ Stutthof bei Danzig und von dort aus nach Landsberg-Kaufering, einem Außenlagerkomplex des KZ Dachau. Hier musste er unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie verrichten. Im April 1945 trieb die SS die Häftlinge in Todesmärschen aus dem Außenlager Landsberg-Kaufering. Solly Ganor wurde am 3. Mai von US-Soldaten befreit. 1948 wanderte er nach Israel aus. Wie viele Holocaust-Überlebende schwieg Solly Ganor lange Zeit, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Eine schicksalhafte Begegnung führte dazu, dass er sich seit den 1990er Jahren als Zeitzeuge in Israel, den USA und Deutschland engagierte. Seine Autobiographie veröffentlichte er 1995 zuerst auf Englisch unter dem Titel „Light one Candle“. Zwei Jahre später erschien die deutsche Übersetzung unter dem Titel „Das andere Leben“. Solly Ganor starb im August 2020 in der Nähe von Tel Aviv.
Diese Geschichte berührte die Menschen, die ihr beiwohnen konnten, im Innersten:
„Ich war sehr beeindruckt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Veranstaltung auf mich einen derartigen tiefgreifenden, nachdrücklichen Eindruck hinterlassen würde. Die schauspielerischen und rhetorischen Fähigkeiten Darchingers im Zusammenspiel mit der perfekt abgestimmten, rührenden Musik, haben es geschafft, einen emotional zu bewegen. Das Live-Hörspiel war ein einzigartiges Erlebnis.“
„Ich fand´s unglaublich emotional, man konnte sich gar nicht richtig bewegen. Wenn der Schauspieler den KZ-Aufseher nachgemacht hat, ist man richtig zusammengezuckt. Es war sehr lehrreich und man hat aus nächster Nähe sehr mitgefühlt und diese Gräuel auch besser verstanden. Speziell die Geschichte mit seinem Lehrer war krass. Er wollte Solly ja nur ein Buch geben. Der Todesmarsch war aber wirklich das Krasseste, als sein Vater zurückgeblieben ist.“
„Sehr mitreißend, emotional, zu Tränen gerührt. Ich fand auch, dass der Leser die Geschichte Sollys sehr toll rübergebracht hat. Mit diesem Vortrag hat er mir auf jeden Fall noch einen Denkanstoß gegeben. Wir dürfen alle nicht vergessen, was damals passiert ist. Wir müssen zusammenhalten.“
„Sehr emotionale Geschichte, die durch die Lesung noch besser rüberkam. Es hat einen erschüttert, aber ich denke, dass es eine gute Sache ist. Vor allem, wenn man sieht, in welche Richtung die Wahlen zur Zeit gehen.“
„Ich fand die Geschichte sehr beeindruckend. Es hat einen wirklich zum Nachdenken gebracht. Auch gut fand ich die Bemerkungen zur aktuellen Lage am Anfang / Schluss. Durch die Musik konnte man die Gefühle Ganors nochmal deutlicher verstehen. Ich fand, sie hat auch die Traurigkeit und Einsamkeit gut unterstrichen.“
„Der letzte Donnerstag hat mich sehr berührt. Die Art, wie er es gelesen hat, war unglaublich ergreifend und hat mich des Öfteren zu Tränen gerührt – gerade am Ende. Ich fand es unglaublich toll – vielen Dank! Eindrücke dieser Art sind sehr wichtig und prägend.“
„Viel besser als ein Film, weil man sich viel besser hineinfühlen konnte.“
„Ich fand das Live-Hörspiel unfassbar traurig und es hat mich sehr stark berührt.“
Diese zufällig ausgewählten Statements von Schülerinnen und Schülern unterstreichen, wie bedeutsam die Veranstaltung für alle Beteiligten war. Wir sind sehr dankbar und voller Wertschätzung, dass das Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium das Angebot erhalten hat, die Veranstaltung durchzuführen und hoffen, dass noch viele weitere Schulen Gelegenheit erhalten, das Live-Hörspiel aufzuführen.
Maresa Olschner