Berichte
aus dem Schulleben und den Fachbereichen
Von Kamelen und Dromedaren
handelte das im Februar 2023 zu Ende gegangene W-Seminar „Verschwörungsmythen“ zwar nicht, aber allerlei Merkwürdiges kam auch hier zur Sprache. Doch der Reihe nach:
Am 16.02.2023 luden das Evangelischen Bildungswerk Oberfranken Mitte e.V. und das Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium zur gemeinsamen Abschlussveranstaltung unter dem Motto „Stärken, was uns verbindet“ ein.
Im Evangelischen Gemeindehaus in der Richard-Wagner-Straße verfolgte ein großes Publikum zunächst gespannt den Vortrag von Frau Prof. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, die sich Gedanken darüber machte, was Menschen in einer pluralistischen Demokratie verbindet, obwohl doch subjektiv der Eindruck vorhanden sei, die Gesellschaft sei in unversöhnliche Teilbereiche zerfallen. Nun kommen die in der Überschrift erwähnten Schwielensohler ins Spiel, denn die Referentin nahm das Bild von der Dromedar-Gesellschaft des Soziologen Steffen Mau auf, der zusammen mit weiteren Kollegen untersucht hatte, ob die vermeintliche Spaltung der Gesellschaft tatsächlich vorliegt oder ob es sich dabei nicht um eine gefühlte „Wahrheit“ handelt, die viel mit der medialen Vermittlung von „Aufregerthemen“ zu tun hat. Mau kam in seinen Studien zum Schluss, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschland dem moderaten Meinungsspektrum zuzurechnen ist, die Verteilung der Ansichten daher dem Mono-Höcker eines Dromedars, der die Gauß´sche Normalverteilung widerspiegelt, ähnelt. Das Kamel, welches mit seinen zwei getrennten Höckern die gespaltene und zerstrittene Gesellschaft symbolisiere, sei kein zutreffendes Abbild der Gesellschaft, ohne allerdings zu leugnen, dass es polarisierende und problematische Ansichten in der Gesellschaft gebe.
An den kurzweiligen und mit umfassenden Materialen belegten Vortrag schloss sich eine vom neuen Geschäftsführer des Bildungswerkes Dr. Martin Waßink moderierte Podiumsdiskussion an, in der Frau Prof. Münch, der Landrat des Landkreises Bayreuth, Florian Wiedemann und Fabian Hentes aus der Q12 unserer Schule sich Gedanken über gefühlte Wahrheiten, die Rolle der Sozialen Medien, die Herausforderungen für die Mandatsträger: innen in einer vom Internet dominierten Welt und auch die Möglichkeiten und Grenzen der politischen Bildung in Zeiten von Desinformation und Verschwörungsdenken machten.
Im Anschluss an Vortag und Podiumsdiskussion stellten die Schüler: innen vielen interessierten Besucher: innen geduldig und kenntnisreich ihre während des Jahres entstandenen W-Seminararbeiten vor. Außerdem konnte man nochmals die von Dr. Britta Wagner gezeichnete Ausstellung zu Verschwörungsmythen, die auch bereits an unserer Schule präsentiert worden war, ansehen und am Ende noch eine von Dr. Wagner gezeichnete Version des Vortrags von Frau Prof. Münch mit nach Hause nehmen.
Der offizielle Teil der Veranstaltung wurde musikalisch durch das Streichertrio der Q12 bereichert. Judith Schoppeck, Dana Maier und Leander Beierkuhnlein gaben eine Kostprobe ihres musikalischen Könnens, während sich das Schucafé blu unter Leitung von Sarah Rutzenhöfer und Dr. Elke Mann im Zuge des „gemütlichen Teiles“ professionell um das leibliche Wohl der zahlreichen Gäste kümmerte.
Das Seminar und seine Leiterin bedanken sich sehr herzlich bei Dr. Angela Hager, die sowohl die Zusammenarbeit über das Jahr hinweg als auch den feierlichen Abschluss ermöglicht hat.
Maresa Olschner